Alexi Machavariani
geboren 23. Sept. 1913 in Gori (Georgien)
gestorben 31. Dez. 1995
Uraufführung
1949 durch Michael Vaiman
Aufnahme auf Youtube
Michael Vaiman 1953
Liana Isakadze, 1977
Aus Armenien stammt das bekannte und öfters gespielte Violinkonzert von Aram Khatchaturian, aus Georgien, dem Nachbarstaat im Kaukasus, kommt ein vergleichbar ebenso mitreissendes und zugleich lyrisches Violinkonzert von Alexi Machavariani (aus dem Georgischen auch transkribiert als Matschavariani oder Matchavariani).
In der gleichen Stadt geboren, wie Stalin, in Gori, war er früh schon als Oppositioneller verhängt in die Geschicke seiner heimatlichen damaligen Sowjetrepublik Georgien. In den 20er und 30er Jahren wurde er mehrmals verhaftet, als Künstler als Formalist beschimpft, und 1952 war er mit seiner Familie auf der roten Liste, wie Schostakowitsch und andere Komponistenkollegen. Sein Schicksal und der Tod von Stalin 1953 haben auch ihn gerettet. Seinen von georgischer Folklore geprägten Stil gefunden hatte Alexi Machavariani mit der Komposition seines berühmten Violinkonzertes im Jahre 1949, das in vielen Ländern aufgeführt wurde, heute aber in Westeuropa völlig vergessen ist. Erste Interpreten waren Michael Vaiman (Leningrad) und David Oistrach (Moskau). Das Konzert wurde mehrfach von "Melodia" aufgenommen, ebenso von "Columbia Records" in den USA.
Leider gibt es keine neueren Aufnahmen, man muss sich schon bei Youtube oder einigen Streamingdiensten kundig machen.
Dass Alexi Machavarianis Violinkonzert früher auch in Westeuropa Beachtung fand, bezeugt das folgende Zeugnis (zu finden auf der Homepage von Alexi Machavariani): «A. Matchavariani’s violin concerto is beautiful – it contains all the passion, the poetry and deep spirituality… Added to the lyrical quality of the music there is a robust intellectual approach – all in all, a most memorable piece which any violinist would have great pleasure in interpreting. (Sir Yehudi Menuhin. London. 20-06-1985).
Hören wir also genauer hin!
Eine in d-moll wild einfahrende folkloristische Unisono-Melodie des Orchesters, sofort aufgenommen und weitergeführt von der Geige, macht den Anfang. Man ist mitten drin in fremden, aber interessanten Bewegungen. Ein zweites Thema singt dann, von Flöten und Harfen begleitet, ein sehnsuchtsvoll-süsses Lied. Die Geige steigt in immer höhere Lagen, einprägsam lyrisch und poetisch von anderen Welten und anderer Kultur kündend. Ein Übergang in Doppelgriffen der Geige führt zum ersten Tempo zurück. Ein Fagott, das ganze Orchester und dann ausführlich die Geige variieren die folkloristische Anfangsstimmung in einer freien, rhythmisch sehr bewegten und für die Geige brillant konzipierten Durchführung. Am Schluss dieses virtuosen Teils darf dann auch das Orchester sich in breiten vollen Harmonien aussingen. Dann folgt die geigerisch brillante Kadenz. Die Reprise insistiert wieder auf der folkloristisch geprägten Unisono-Melodie, die wieder in die poetische Atmosphäre des zweiten Themas hinführt. Nochmals sinniert die Geige und verliert sich fast in der Schönheit der Klänge, eine Sehnsucht auch im 20. Jahrhundert nach purer Schönheit….. ein Fagott ruft zurück, die wilde Rhythmik reisst uns hinaus und steigert sich bis zum imposanten Schluss.
Ein Klangteppich wird ausgebreitet, das Orchester webt ganz einfache schwebende Harmonien und bereitet den Einsatz der Geige vor. Diese spielt zögerlich ein zweitöniges Vorschlagmotiv und beginnt erst langsam sich leise zu erheben, aber das zögernde zweitönige Vorschlagmotiv hält sich in Erinnerung, auch wenn es in tiefere Lagen wechselt. Die Geige verliert sich immer intensiver in ihren Gesang. Da entsteht Unruhe in Geige und Orchester, das Orchester unterbricht in lang ausgehaltenen Klängen, die Geige reagiert und stürmt wie getrieben voran, bis sie die anfängliche Ruhe wiederfindet. Auch das Orchester übernimmt poetisch das zögernde Vorschlagmotiv. Immer mehr aber wird das Motiv zu einer Melodie, die sich weit ausdehnt in einen entfernten Raum der Sehnsucht.
Die Stimmung ändert sich nach diesem poetischen Satz sofort wieder, es folgt ein wilder Tanz. Man glaubt, Tänzer von einem Bein auf das andere springen zu sehen. Das neue erste Thema ist unverschämt einfach, ein Vier-16tel-Aufschlag und dann ein hohes D ständig rhythmisch auf gleichem Ton wiederholt. Sofort tritt die Geige dem wilden Tanz bei und tanzt sich in den Vordergrund. So einfach alles beginnt, so farbig wird der Satz durch die vielfältige Instrumentation und eine nie ermüdende Geige.
Erst gegen Schluss behauptet sich die Geige nochmals in einer dunklen leidenschaftlichen Melodie, vom Orchester farbig ummalt. So wild und lebendig der Tanz daherkommt, er drückt auch viel Leiden und Leidenschaft aus. Die Hörenden werden von dieser Vitalität und Leidenschaft mitgerissen, vielleicht sogar aufgewühlt. Poesie und Lebensfreude aber dominieren am Schluss, der wilde Tanz wirbelt und steigert sich in Ekstase, die Geige hebt ab…. Paukenwirbel, Schluss.