Arcangelo Corelli
geboren am 17. Februar 1653 in Fusignano
gestorben am 8. Januar 1713 in Rom
Entstehungszeit: 1680
CD-Empfehlung:
Amandine Beyer (violin)
Gli Incogniti
Label: Zigzag
Wahrscheinlich schon in den 1680er Jahren komponierte Arcangelo Corelli in Rom seine 12 Concerti grossi, die aber erst 1714 veröffentlicht wurden. Es sind wahrscheinlich die frühesten Konzerte für solistische Instrumente, die es in der Musikgeschichte gibt. Zwei Geigen und ein Cello konzertierten im Nacheinander und Gegeneinander mit einem Ripieno, also einem begleitenden vollen Orchester aus Streichern und Basso continuo. Diese Concerti grossi wurden in der Folge massgebend für Vivaldi und seine Zeitgenossen bis zu Händel und sogar die Moderne. Das 12. Konzert besteht aus 5 Sätzen, die noch an die alte Suiten-Struktur mit einander ablösenden Tänzen erinnern. Doch bringt das Konzert schon die konzertanten Sätze, die später zum dreisätzigen Schnell-Langsam-Schnell-Schema werden. Aus Tänzen werden spannungsreiche Auseinandersetzungen zwischen einem vollen gemeinschaftlichen Musizieren und solistisch hervortretenden Instrumenten. Wir befinden uns in den ersten Anfängen der Entstehung der Gattung "Violinkonzerte", ja von Solo-Konzerten überhaupt.
Hörbegleiter:
Ein langsames Präludium eröffnet den Reigen der Sätze, über einem langsam dahinschreitenden Bass beginnen nach ein paar Takten in ausgeglichener Ruhe zwei Geigenstimmen zu singen, abwechselnd solistisch und im Zusammenspiel mit dem Tutti aller Instrumente.
Jetzt aber beginnt der spielerische Streit (Concerto). Die erste Geige gibt sofort das Tempo vor, alles eilt jetzt hektisch voran, hinein in das Drängen der Zeit, wobei der Drive der Musik die Zeit vergessen lässt. Soli und Gesamtorchester lösen sich ab, aber immer wieder ist die erste Geige mit ihren typischen Figurationen die Antreiberin und kreiert damit eine Vorform eines echten Violinkonzertes.
Dieser Mittelsatz bringt wieder Ruhe in die Zeit, Orchester und Solisten ruhen sich aus, die Langsamkeit wird zum Kontrast zur Eile in der Zeit… schön wie die Soloinstrumente am Schluss besinnlich ausklingen.
Wie üblich in der alten Suiten-Struktur folgt kurz ein Tanzsatz und kommt locker und bewegt daher, aber er ist nur der tänzerische Einstieg in den anschliessenden Schlusssatz, eine Giga.
Nochmals übernimmt die erste Geige und gibt das Tempo an, zwar eine Erinnerung an den alten Tanz der Giga, aber kaum mehr tanzbar, sondern ein wirbelnder Schlussspurt, als hätte sich schon am Ende des 17. Jahrhundert die Schnelligkeit der vorübergehenden Zeit geändert.