Giuseppe Torelli
geboren am 22. April 1658 in Verona
gestorben am 8. Februar 1709 in Bologna
Entstehung: um 1700
CD-Hinweis:
Kammerorchester Basel
Julia Schröder (Violine und Leitung)
Label: deutsche harmonia mundi,
Aufnahmejahr: 2016
Giuseppe Torelli stammt aus Verona, studierte in Bologna und wurde 1684 in die dortige Accademia Filarmonica aufgenommen. Reisen nach Ansbach und Wien brachten ihn als Geiger wohl mit der Tradition des deutsch-österreichisch virtuosen Geigenspiels in Kontakt. Komponiert wurde das hier ausgewählte Konzert wohl um 1700 und ist ein ausgereiftes Concerto, dessen Solopart nur für eine Violine bestimmt war. Formales Vorbild könnte die Opernarie des Barock gewesen sein. Vorausgegangen sind wohl auch Trompetenkonzerte für die Liturgie in San Petronio, der Hauptkirche von Bologna, das damals zum Kirchenstaat gehörte und eine reiche Musiktradition besass. Auch wenn die Entwicklung zum Violinkonzert sicherlich nicht geradlinig verlief, dürfte dieses Konzert sehr wohl eines der ersten Violinkonzerte der Musikgeschichte sein. Nach dieser bedeutungsvollen Einordnung dieses Konzertes gilt aber die Aufmerksamkeit dem Hinhören.
Hier zu hören:
Nach dem im 12/8tel Takt leicht dahintänzelnden Ritornell-Thema des Orchesters übernimmt die Geige mit virtuosen Läufen leidenschaftlich die Führung und treibt das Thema in luftige Höhen. Schön zu zu verfolgen, wie sich Soli und Tutti ablösen, wie das Thema nach variantenreichen virtuosen Zwischenspielen immer wieder auftaucht. Dennoch macht es den Eindruck, die Sologeige sei auf dem Weg, sich dem Orchester gegenüber zu emanzipieren.
Besinnlich und bewusst voranschreitend beginnt der langsame kurze Largo-Satz. Doch gibt er sogleich der Sologeige Gelegenheit, ihre Arie zu beginnen und deren Melodie fantasievoll mit Verzierungen zu umspielen. Dann holt das feierlich Largo die Geige wieder zurück.
Doch die Geige fährt gleich spritzig und virtuos aufspielend weiter, als ob ihr dieses Allegro ausschliesslich vorbehalten sei. Dann aber unterbricht das langsame Schreiten des Orchesters ihre virtuose Extravaganz.
Heftige Affekte und spielerische Extravaganzen werden auch im Schlusssatz vorgeführt, ein Spiel zwischen Ritornell-Thema und leidenschaftlichen und waghalsigen Solis. Waghalsiges Doppelgriff-Spiel fällt auf. Die Geige steigert sich in eine Kadenz hinein, die in höchste Höhen führt. Dann aber ist Schluss, das Orchester beendet mit ein paar Adagio-Takten diese Extravaganzen der Geige.